Initiativgruppe
vom Zölibat betroffener Frauen
Bericht vom Treffen im März 2019
Unser Jahrestreffen am letzten
Märzwochenende war wie immer intensiv, bewegend, wohltuend und von großer
Vertrautheit und Solidarität geprägt. 4 Frauen waren zum ersten Mal dabei und
brachten neue Themen und Aspekte ein, die im Austausch vertieft wurden.
Hier ein paar Gedanken, die in den
Kleingruppen zusammengetragen wurden:
Was macht es mir schwer, mir selber treu zu bleiben?
- Der
Priester steht nicht zu der Beziehung
- Wie
schaffe ich es, die Konsequenzen zu ziehen
- Der Beruf
steht für "ihn" an oberster Stelle
- Der
Priester fühlt sich als etwas besonderes
- Ich habe
als Frau die Bittstellerrolle in der Beziehung
- ich muss
um gemeinsame Zeit kämpfen
- für das
eigene Glück bin ich selbst verantwortlich/ ich muss mich selbst schützen
- die
Frauenrolle hat sich verändert
Wie gehe ich mit Schuldzuweisungen
anderer Leute um?
- ich suche
mir wohlmeinende Mitwisser
- ich nehme
meinen Partner in die Verantwortung
- realistische
Einschätzung: Was kann mir passieren?
- Ich
entscheide, wem ich Macht über mich gebe
- Ich
bewahre mir meine innerer Freiheit (raus aus der Abhängigkeit von dem, was
andere über mich denken
Warum verliebe ich mich ausgerechnet
in einen Priester?
- Hang zum
Unkonventionellen
- Wunsch
nach "unverbindlicher" Beziehung
- kein
ausgeprägter Kinderwunsch
- Priester könne
gut zuhören (ohne Bewertung)
- persönliche
Suche nach Glaube und Gott durch intensive Gespräche
- Ich
arbeite in der Kirche und viele Menschen verlieben sich am Arbeitsplatz
- Die
Beziehung zu einem Priester als Sprungbrett, um selbst in der Kirche was zu bewegen,
intensiver mitzuarbeiten
- Nähe
suchen und sie durch persönliche Gespräche finden
Eine der
Frauen regte an, doch einmal auch die positiven
Aspekte unserer Beziehungen in den Blick zu nehmen. Diese Anregung griffen
wir dankbar auf und die beeindruckenden und sehr persönlichen Statements
möchten wir gerne Interessierten zur Verfügung stellen:
Inwiefern habe ich
mich durch meinen Partner/ unsere Beziehung weiterentwickelt?
- Eigenverantwortung:
ich bin selbst für mein Glück, Lebensgestaltung verantwortlich; ich stehe für
mich ein
- gemeinsam
sind wir stark, aber jeder darf auch seinem eigenen Weg folgen und dabei
wachsen
- den freien
Willen jedes Einzelnen akzeptieren
- Selbsreflexion:
Womit habe ich mir/ uns selbst im Weg gestanden?
- eigenen
Standpunkt finden
- Auseinandersetzung
mit dem Zölibat und der kath. Kirche überhaupt
- Geben und
Nehmen in einer Partnerschaft
- Gemeinsame
Höhen und Tiefen durchlebt
- Abgeguckt:
Umgang mit unterschiedlichen Menschen, Aufgabenbewältigung und Bilden von
Netzwerken
- Unterscheiden:
wem kann ich vertrauen/ etwas anvertrauen? Wem eher nicht?
- Als
"Single" mein Leben meistern
- Bedürfnisse
äußern, ohne Angst, den Partner damit unter Druck zu setzen
- dadurch, dass relativ wenig Zeit für die Beziehung war,
konnte ich viel Energie und Zeit in meinen Beruf investieren. Das hat mir -
gerade in den ersten Berufsjahren - gut getan
- mein
Selbstbewußtsein wurde dadurch gestärkt, dass mein Partner mir immer mehr
zugetraut hat, als ich mir selbst zugetraut hätte
- meine
Einstellung zur Liebe überdenken
- mich
selbst noch mehr kennen und wertschätzen lernen
- mir selbst
und meinen Werten treu bleiben ("Let your heart be your compass")
- "Pläne
enden dort, wo Abenteuer beginnen"
- Mut, neue
Wege/ Dinge auszuprobieren (Frage im Hintergrund: Was kann im schlimmsten Fall
passieren?)
- Seitdem
ich meinen Priester kenne, weiß ich, wie wichtig es ist, für die Liebe zu
kämpfen. Mich stärkt das Wissen, dass wir beide füreinander da sind, obwohl die
Situation sehr schwierig ist. Der Ausdruck "Gott ist die Liebe"
bekommt dadurch für mich eine viel tiefere Bedeutung.
- Ich sehe
die Kirche in einem anderen Licht.
- Ich lasse
mich nicht mehr so stark von anderen, insbesondere Gemeindemitgliedern und Pfarrteam
beeinflussen
- Ich bin
durch die Beziehung stärker geworden und habe eine noch stärkere Beziehung zu
Gott aufgebaut. Durch Fragen wie: Was soll ich machen? Ist es mein Weg? Warum
hast du mich in diese Kirche geführt? Warum musste er sich ausgerechnet in mich
verlieben? Was hat Gott mit "uns Frauen" vor?
- Durch
Gespräche: sich trauen, Dinge anzusprechen, einzufordern, Wohlwollen erfahren,
gemeinsam Probleme lösen, Feedback bekommen
- Heilung
früherer Verletzungen
- Kann etwas
gelassener mit mir umgehen
- Normalität
erleben, erfahren
- Veränderung
meines Selbstbildes
- Ich habe
gelernt, mich nicht für das Glück meines Partners verantwortlich zu fühlen. Ich
bin nicht dafür zuständig, ihm Steine aus dem Weg zu räumen. Das gibt mir Kraft
und die Möglichkeit, meinen eigenen Weg nicht aus den Augen zu verlieren. Ich
kann das, was ich in der Beziehung als positiv empfinde, besser genießen (weil
es so kostbar ist)
Was ist die
positive Kraft, die ich aus unserer Beziehung schöpf(t)e?
- Dinge
anpacken, nicht verschieben, die mir wichtig sind
- später
nicht bereuen, etwas nicht getan zu haben
- Glaube an
mich und meine Fähigkeiten
- Ich bin
nicht (ganz) allein und gemeinsam sind wir stark
- Gemeinsam
durch dick und dünn
- Widerstand
gegen die Kirche
- Austausch
im gleichen Beruf
- Fallen
lassen und ich sein
- Einer
kennt mich mit Stärken und Schwächen und ich ihn
- Gemeinsame
Erlebnisse, Reisen, Begegnungen, gemeinsam verbrachte Zeit
- Ich habe
Dinge gewagt, die ich mit keinem anderen ausprobiert hätte
- Liebe
macht stark, Motor, beflügelt, neue Schritte zu wagen
- Erkenntnis:
Gott liebt ich bedingungslos - alles ist möglich mit ihm
- Freude,
gemeinsam (am) Reich Gottes mitzugestalten
- innere
Stärke und Freiheit entwickelt, Konventionen trotzen, neue Wege suchen
- bedingungslos
geliebt zu sein
- tiefes
Vertrauen ins Leben, in Gott, in die Beziehung
- gemeinsame
Spiritualität als Fundament der Beziehung
- gemeinsame
Interessen (guter, intensiver Austausch)
- starke
Beziehung durch schwierige Rahmenbedingungen (unsere Beziehung hat tiefe
Wurzeln entwickelt)